"Sie haben meinen Vater getötet"
Der 1957 geborene Schriftsteller Dogan Akhanli war am 10. August beim Versuch der Einreise in die Türkei festgenommen worden, fast zwanzig Jahre nach seiner Flucht aus dem Land, in dem er als linker Aktivist Folter und Haft erlebt hatte. Akhanli ist längst deutscher Staatsbürger, er trat die Reise an, um seinen am Schwarzen Meer lebenden kranken Vater noch einmal zu sehen. Der Staatsanwalt warf ihm unter anderem einen Raubmord von 1989 vor - obwohl alle Zeugen Akhanli längst entlastet hatten. Am Donnerstag wurde Akhanli nach vier Monaten Haft auf freien Fuß gesetzt. Seinen Vater wird Akhanli nicht mehr sehen: Er ist vor zwei Wochen gestorben. Das Interview findet statt am Tag nach seiner Entlassung: Ein leiser, freundlicher, konzentrierter Mann, der sich soeben entschlossen hat, schnell ins Dorf des verstorbenen Vaters weiterzureisen.
Veröffentlichung/ data publikacji: 13.12.2010