Bergung deutscher Grabsteine am Slubicer Oderufer

In der Zeit vom 6. bis zum 11. Oktober fand eine Bergung und Rückholung deutscher Grabplatten und -steine vom Slubicer Oderufer zum Kommunalfriedhof in Slubice (damals Frankfurter Dammvorstadt-Friedhof) statt.

An mehreren sind noch deutsche Inschriften behalten. Manche Funde sind zweiseitig beschrieben. Diese kőnnen eventuell jüdische Herkunft haben. Es gibt auch ein paar Steine mit Symbolen bzw. dekorativen Motiven (u.a. Kreuz, Eichenblätter, Lilie, Sprossachse der Farne und Schmetterling).

Ein Stein im Gestalt eines offenen Buches wurde schon entsrätselt: "Julius Knobel, geb. 2. Mai 1871, gest. 5. April 1889". Es geht also um einen 18-jährigen Jungen. Die zweite Hälfte von diesem Buch fehlt. Der Name Knobel ist u.a. in einer Broschüre Stolpersteine zu finden. Klara Loch geb. Knobel wohnte in der Großen Oderstraße 17. Vielleicht waren beide verwandt, vielleicht war Julius z.B. ein Onkel von Klara? Der Name Knobel selbst war unter osteuropäischen Juden nicht selten.

Ein weiter Stein erinnert an einen Frankfurter Gastwirt Carl Friedrich Barsch(?), Nachname nur teilweise behalten (1797-1874).

Die Frewilligen haben insgesamt 55 Fragmente der Grabplatten und -steine von zwei Oderbuhnen rechts der Oder rückgeholt. Meine Mitstreiter waren Herr Prof. Grzegorz Podruczny von Collegium Polonicum in Slubice, Herr Eckard Reiß vom Historischen Verein zu Frankfurt (Oder) und die Slubicer Familie Zarzecki, weitere drei Leute. Mit mir insgesamt 6 Personen.

Herr Reiß hat die wichtigsten Steine abfotografiert und hält eine Rücksprache mit zuständigen Hebraisten, ob es auch um jüdische Steine gehen kann. Und im nächsten Jahr geht die Bergung bestimmt weiter. Zwischen Slubice und Świecko (Schwetig) und zwischen Kunice (Kunitz) und Urad (Aurith) liegen nämlich weitere Funde, die sich künftig am Lapidarium des Slubicer Kommunalfriedhofs befinden sollen.

Roland Semik

Ehrenamtlicher Denkmalschutzbeauftragter im Landkreis Slubice
Historischer Verein zu Frankfurt (Oder)