Lisaweta von Zitzewitz: Wir haben das Schloss in Kulice/Külz nicht verwüstet

„Die Stettiner Universität ist ihren Verpflichtungen als Eigentümer nicht nachgekommen. Und uns behandelte sie wie ein ungewolltes Kind“, sagt die Vorsitzende der Europäischen Akademie Külz-Kulice.
Das ist die Antwort der Akademie auf die Vorwürfe, die die Verwaltung der Stettiner Hochschule gegen sie erhebt. Was sind die Gründe für den Konflikt zwischen der Universität und der Akademie? Ist eine Einigung möglich?

Ein Gespräch mit Lisaweta von Zitzewitz

Tomasz Maciejewski: Warum hat die Stiftung, als sie Kulice/Külz verließ, sogar Wasserhähne und Lampen abmontiert?

Lisaweta von Zitzewitz, Leiterin der Europäischen Akademie: Die Ausstattung der Tagungsstätte war Eigentum unserer Stiftung. Wir erwarben sie dank eines Zuschusses der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit. Daran knüpfte sich die Bedingung, dass die SdpZ im Fall der Auflösung des Stiftungssitzes in Külz über die Ausstattung der Tagungsstätte verfügt. An dieser Stelle möchte ich nur kurz erwähnen, dass der Rektor der Stettiner Universität zunächst mit den Ordnungskräften drohte, sollte die Stiftung irgendwelches Gerät aus der Tagungsstätte mitnehmen und auch nicht auf den Vorschlag reagierte, unser Inventar zu erwerben. In Absprache mit der SdpZ hat unsere Stiftung schließlich ihr ganzes Inventar an karitative und nichtkommerzielle Einrichtungen abgegeben. In Nowogard/Naugard u.a. an das Sozialheim, die Grundschule Nr. 4, die Gemeinde zum Hl. Rafał Kalinowski und die Stadtbibliothek. Außerdem auch an die Schule in Wierzbięcin/Farbezin, die Freiwillige Feuerwehr in Płoty/Plathe und das Kulturzentrum in Trzebiatów/Treptow. Von einer Verwüstung des Schlosses in Külz kann keine Rede sein. Die Übereignung der Schloss- und Parkanlage an die Stettiner Universität im Jahr 2002 bezog sich lediglich auf die Investitionen, die die Stiftung im Zusammenhang mit dem Wiederaufbau des Schlosses getätigt hatte. Nicht jedoch auf die Ausstattung.

Sie werden aber sicherlich zustimmen, dass die Aufnahmen von Kabeln, die aus der Wand hängen, oder einer zerstörten Toilette weder für Sie noch für die Hochschule eine gute PR darstellen.

In der Tagungsstätte sind sämtliche Toilettenschüsseln mit den Spülkästen verblieben, alle Waschbecken mit den Mischbatterien, die Duschkabinen sowie die Küchen- und Badausstattung in der Dienstwohnung und ein paar andere Sachen. Die Aufnahmen im Internet [die Radio Szczecin von der Universität zur Verfügung gestellt wurden – d.R.] sind ein unangenehmer Beweis für die Methoden, derer sich die Stettiner Universität bedient. Sie zeigen, wie die Hochschule das Objekt vernachlässigte. Zum Beispiel wurde die Aufnahme mit der fehlenden Klappe vom Spülkasten in der Personaltoilette aufgenommen, wo eben diese Klappe seit Jahren fehlt. Die feuchten Stellen und der abfallende Putz an der Decke auf einem anderen Foto rühren von undichten Stellen im Dach her, was die Stettiner Universität als Eigentümerin hätte reparieren müssen, aber seit Jahren missachtete. Außerdem wurden die Fotos erst ein paar Tage nach dem Rausschmiss der Stiftung am 1. März gemacht und können schon aus diesem Grund nicht als Beweis für die „Verwüstung“ des Gutshauses durch die Stiftung dienen.

Das Schreiben mit der Kündigung des Vertrages wurde am 15. Oktober aufgegeben. Warum hat die Stiftung die nachfolgenden Termine missachtet?

Das Schreiben ging am 22. Oktober ein. Bis Ende Januar sollten wir ausziehen. Wir baten darum, bis Ende März bleiben zu dürfen. Das hatte seine Gründe darin, dass es in der SdpZ durch den unerwarteten Tod eines Vorstandsmitglieds an einem Entscheidungsberechtigten fehlte, außerdem an der Weihnachtspause und der Notwendigkeit, etwa 90 Prozent von all dem, was sich im Lauf der 17jährigen Stiftungstätigkeit angesammelt hatte, auflösen zu müssen.

Ist es wahr, dass Sie am 1. März buchstäblich hinausgeworfen wurden?

An diesem Tag erschien der Kanzler der Stettiner Universität mit einer Equipe in Külz und ließ mitteilen, dass der Stiftung nur noch eine Stunde bleibe, um das Haus zu verlassen. Die letzten Sachen, die noch abgeholt werden sollten, waren da bereits gepackt. Leider aber verspätete sich der Lkw. Das interessierte den Kanzler jedoch nicht, er stand mit seinen Leuten wie eine Mauer vor der Tür zum Büro der Stiftung und befahl, das Haus zu verlassen. Das war unangenehm und absolut unnötig.

Warum klappte die Zusammenarbeit der Stettiner Universität mit der Europäischen Akademie nicht?

Diese Zusammenarbeit kam im Grunde niemals zustande, denn die Universität begann die Akademie gleich nach der unentgeltlichen Übereignung der Schloss- und Parkanlage in Külz wie ein ungewolltes Kind zu behandeln. Aber das ist eine lange Geschichte.

Diese lange Geschichte würden wir gern zusammenfassen. Worüber genau haben Sie miteinander gestritten? Was warf die Stettiner Universität der Stiftung vor?

Ich weiß wirklich nicht, woher all das rührte. Die Konflikte hatten niemals ein solches Ausmaß, als dass man – bei ein bisschen gutem Willen – nicht einen Kompromiss hätte finden können. Meiner Meinung nach fehlte es jedoch auf Seiten der Universität an diesem guten Willen. Wahrscheinlich gerade deshalb lässt sich das Problem so schwer benennen. Wer bekennt sich dazu, dass er nicht mehr will? Vielleicht ist er sich nicht einmal immer dessen bewusst, dass sein Verhalten aus einer gewissen Abneigung herrührt, vielleicht sogar aus Komplexen. Lieber gibt man irgendeinen angeblichen Grund an.

Werden Sie sich noch zu Gesprächen zusammensetzen?

Ich bin dazu bereit. Meinem Eindruck nach wollte die Universität niemals ein offenes Gespräch und versuchte auch nicht, den Kern des Konflikts zu klären. Gleichzeitig aber denke ich, dass nur eine kleine Gruppe von Mitarbeitern uns feindlich gesonnen ist.

Eine kleine Gruppe, aber in der Verwaltung der Hochschule? Der Rektor warf der Akademie vor, sie sei nicht allzu aktiv.

Jahr für Jahr organisierten wir 10 bis 15 Tagungen, Seminare und Begegnungen im Rahmen unserer Satzungstätigkeit – d.h. der Förderung des Aussöhnungsprozesses zwischen dem polnischen und dem deutschen Volk. Außerdem gab die Europäische Akademie Publikationen heraus.

Wird die Stiftung ohne Külz weiterexistieren?

Ja. Wir führen Gespräche mit verschiedenen Institutionen und Personen über die Fortsetzung der Stiftungsarbeit unter den veränderten Bedingungen. Weiterhin besteht Bedarf, den Dialog und die Zusammenarbeit von Polen und Deutschen professionell zu organisieren, gerade in der Grenzregion. Wir sind offen für alle, die mit uns zusammenarbeiten möchten. Das Problem besteht darin, dass die Stiftung derzeit nur über einen provisorischen Sitz verfügt und ich auch nicht mehr das Zimmer habe, das ich in Külz von der Universität mietete. Hauptsächlich arbeite ich in meiner Wohnung in Hamburg.

Der Text erschien in gleichlautend unter dem Titel „Nie zdewastowaliśmy Kulic“ [Wir haben Külz nicht verwüstet] in: Gazeta Wyborcza, Szczecin, 2.04.2013, S. 21
Übersetzung Zzz

Vollständiger Text/ cały tekst:
Veröffentlichung/ data publikacji: 02.04.2013