Skwierzyna: Die Gemeinde kümmert sich um den jüdischen Friedhof
Gestern hat die Gemeindeverwaltung endlich beschlossen, wer den jüdischen Friedhof pflegen wird.
Über die Probleme bei der Pflege dieses Friedhofs haben wir bereits berichtet. Zur Erinnerung: Seit einigen Jahren kümmert sich die Gemeindeverwaltung immer erst dann um den jüdischen Friedhof, wenn die Gazeta Lubuska interveniert. Der neueste Skandal wurde vor etwa anderthalb Wochen bekannt, als Tomasz Watros, Geschichtslehrer am Lyzeum, Jugendliche aus Deutschland zum jüdischen Friedhof führte. Dort stellte sich nämlich heraus, dass zwischen den Grabsteinen immer noch die Müllsäcke lagen, die die Schüler im Herbst des vergangenen Jahres zusammengetragen hatten. Die Gemeindeverwaltung hätte sie abholen sollen, es aber nicht getan. Erst nach unserer Intervention wurde der Müll von der zuständigen kommunalen Dienststelle entfernt.
Deutsche wundern sich
Am vergangenen Sonntag besuchten weitere Gäste aus Deutschland unsere Stadt. Im Gespräch mit uns erzählten sie, wie begeistert sie seien über die Arbeiten an der Rekonstruktion des jüdischen Friedhofs, wunderten sich jedoch, warum der Ort nicht als jüdischer Friedhof gekennzeichnet sei. „Das ist merkwürdig, dass die Gemeindeverwaltung das bisher nicht veranlaßt hat. Ein solcher Friedhof wie auch andere historische Gebäude in der Stadt müssen doch unter Denkmalschutz stehen und sind ein richtiger Schatz, aber hier wird nirgendwo darauf hingewiesen”, sagte die Touristin Ruth Henning aus Berlin und fügte hinzu, sie habe die meisten Informationen über den jüdischen Friedhof und weitere Gebäude im Internet gefunden, auch in unserer Zeitung. „Seit Jahren lese ich in Eurer Zeitung Artikel über den jüdischen Friedhof. Ich wundere mich, dass sich die Gemeindeverwaltung den Appellen der Einwohner gegenüber taub zeigt.“
Endlich werden sie aufräumen
Gestern hat nun ein offizielles Gespräch zwischen dem Bürgermeister Arkadiusz Piotrowski, dem Geschichtslehrer Tomasz Watros, und der Schuldirektorin des Lyzeums, Ramona Obrzezgiewicz, stattgefunden. Der Bürgermeister hatte auch den zuständigen Dienststellenleiter hinzu geladen, um gemeinsam festzulegen, wer die Pflege des Friedhofs übernehmen solle. „Die Verantwortung für das Aufräumen des Friedhofs gehört zu den Pflichten der Gemeindeverwaltung“, betonte der Geschichtslehrer. Schließlich wurde beschlossen, dass Schüler des Lyzeums zwei Mal im Jahr den Friedhof aufräumen werden, dass aber Mitarbeiter der Gemeindeverwaltung sich systematisch um den Friedhof kümmern müssen. Der Leiter des Zentrums für praktische Ausbildung, Andrzej Gabryelów, versprach, er werde darauf Acht geben, dass zumindest einmal im Monat aufgeräumt werde. Er bot auch an, bei der Aufstellung einer Informationstafel am Friedhof, ebenso wie bei der Erstellung und Anbringung weiterer kleiner Hinweistafeln an den übrigen historischen Orten und Gebäuden in der Stadt, zu helfen.
Watros freute sich, „die so gekennzeichneten Orte können einen Stadtführer ersetzen. Für die Promotion der Stadt ist das ein Riesenschritt, obwohl noch viel zu tun bleibt.“
Gazeta Lubuska, 17.6.2008, aus dem Polnischen Ruth Henning